Wien/Vösendorf (OTS) – Das beliebteste Wildtier Österreichs ist in
akuter Gefahr: Immer mehr
Igel werden geschwächt, verletzt oder verwaist aufgefunden. Aktuell
betreut Tierschutz Austria im Tierschutzhaus Vösendorf 233 Igel – so
viele wie noch nie zuvor. Die kommenden 150 Tage entscheiden, wie es
mit der heimischen Igelpopulation weitergeht.
„Unsere Igelstation arbeitet am Limit“, berichtet Stephan Scheidl
von Tierschutz Austria. „Viele Jungtiere sind zu klein oder zu
schwach, um den Winter zu überstehen. Normalerweise bringen Igel nur
einmal im Jahr – meist zwischen August und September – Nachwuchs zur
Welt. Doch durch die anhaltend milden Temperaturen im Frühjahr kam es
heuer bereits früher zu Geburten, sodass einige Tiere ein zweites Mal
Junge bekamen. Diese späten Würfe sind nun besonders gefährdet, weil
sie vor dem Winter nicht genug Gewicht aufbauen können.“
Zwtl.: Warum so viele Igel Hilfe brauchen
Rund 80 Prozent der Wildtiere, die bei Tierschutz Austria
aufgenommen werden, geraten durch menschliches Zutun in Not – etwa
durch Rasenmäher, Baugruben, Straßenverkehr oder Zäune. Auch
veränderte Jahreszeiten , Nahrungsknappheit und ein gestörtes
Ökosystem machen den Igeln zunehmend zu schaffen. Viele finden nicht
mehr genug Futter, ihre natürlichen Lebensräume schwinden, und selbst
ihr Schlafrhythmus verändert sich: Sie schlafen nicht mehr
zuverlässig und sind teilweise deutlich länger aktiv als früher.
Zwtl.: Klimakrise und Lebensraumverlust verschärfen die Lage
Der Winterschlaf, eigentlich eine überlebenswichtige Strategie,
wird durch den Klimawandel zunehmend zur Falle. Wärmere Winter
bringen den Energiehaushalt der Tiere durcheinander, während der
Mangel an Insekten und Rückzugsorten sie zusätzlich schwächt.
„Tag für Tag verschwinden in Österreich rund 13 Hektar
Naturfläche – das entspricht etwa 18 Fußballfeldern“, warnt Martin
Aschauer , Sprecher von Tierschutz Austria. „Die Gründe sind
vielfältig: Flächenversiegelung durch Bauprojekte, intensive
Landwirtschaft, Pestizideinsatz und die Folgen der Klimakrise. Wenn
Wiesen, Hecken und Feuchtgebiete verschwinden, verlieren Tiere
Nahrung, Unterschlupf und Lebensraum.“
Auch die Weltnaturschutzunion (IUCN) schlägt Alarm: Der
Westeuropäische Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) steht bereits
auf der Roten Liste der bedrohten Arten . Der Osteuropäische Igel (
Erinaceus roumanicus) gilt derzeit noch nicht als gefährdet – doch
auch seine Bestände geraten zunehmend unter Druck. „Wenn selbst ein
so vertrautes Tier wie der Igel verschwindet, zeigt das, dass unser
Ökosystem aus dem Gleichgewicht geraten ist“, betont Aschauer. „Wir
dürfen nicht zulassen, dass eines der beliebtesten Wildtiere
Österreichs still verschwindet.“
Zwtl.: Hilfe, die Leben rettet
Wer einen Igel findet, sollte genau hinschauen: Nur verletzte,
geschwächte oder zu kleine Tiere brauchen menschliche Hilfe. Als
Faustregel gilt: Ist der Igel kleiner als eine Paprika, wirkt
apathisch oder hat sichtbare Verletzungen, sollte sofort der
Tiernotruf von Tierschutz Austria (+43 1 699 24 80, rund um die Uhr)
verständigt werden.
Tierschutz Austria empfiehlt: Jungigel, die im späten Herbst (
etwa im November) unter 500 Gramm wiegen , haben ohne menschliche
Hilfe kaum eine Überlebenschance. Sie sind fast immer krank und
benötigen Pflege. Sobald Frosttemperaturen einsetzen, beginnt für
Igel die Winterschlafzeit – wer dann noch aktiv ist, braucht
Unterstützung.
Darüber hinaus kann jede:r aktiv helfen:
– Gärten naturnah gestalten: Laub- und Reisighaufen, Sträucher und
Hecken bieten Schutz.
– Pestizide vermeiden: Gifte vernichten Insekten – und damit die
Hauptnahrungsquelle der Igel.
– Mähroboter-Nachtfahrverbot beachten: Automatische Rasenmäher sind
eine ernste Gefahr für nachtaktive Tiere und sollten niemals nach
Einbruch der Dämmerung laufen.
– Igelhäuser aufstellen: Mit Stroh, Heu oder Laub gefüllt, bieten sie
sichere Winterquartiere.
„Jeder Igel, den wir gesund pflegen und wieder auswildern, ist
ein kleiner Sieg für den Artenschutz“, so Aschauer abschließend.
„Doch dieser Winter wird zur Bewährungsprobe – handeln wir jetzt,
bevor es zu spät ist.“
Zwtl.: Igel retten – Geld oder Zeit spenden
Tierschutz Austria versorgt jedes Jahr hunderte Wildtiere, die
ohne menschliche Hilfe nicht überleben würden. Ihre Unterstützung
macht diesen Einsatz möglich. ➡️ Spenden Sie jetzt und helfen Sie
mit, Igel zu retten:
www.tierschutz-austria.at/unterstuetze-
uns/spenden/spendenprojekte/wildtiere-in-not/
Wer lieber aktiv mithelfen möchte, kann Teil des Team Tierschutz
werden und die Igel-Pflege direkt unterstützen:
👉 www.team-tierschutz.at
Bilder (honorarfrei)
Bild 1: https://flic.kr/p/2rmaaTk
Bild 2: https://flic.kr/p/2rm4fxp
Tierschutz Austria. Die Stimme der Tiere. Seit 1846.
Tierschutz Austria, der Wiener Tierschutzverein, wurde 1846 gegründet
und ist Österreichs ältester Tierschutzverein. Unter dem Namen
„Tierschutz Austria“ setzt sich der Verein landesweit für den Schutz
und das Wohl von Tieren ein. Im Tierschutzhaus wurden 2024 über
10.000 Tiere betreut. Darüber hinaus engagiert sich Tierschutz
Austria für eine Gesellschaft, die das Lebensrecht aller Tiere und
den Schutz ihrer Lebensräume respektiert. Mehr Infos: