Lebensmittel mit Immun-Wirkung? foodwatch warnt vor irreführenden Produkten

Wien (OTS) – In der Erkältungszeit werben Lebensmittelhersteller mit
„Immunschutz”
-Shots, „Immun-Fit”-Tees oder „Vitaminkraft”-Zuckerl um die Gunst der
Konsument:innen. Doch die vermeintlich gesundheitsfördernden Produkte
entpuppen sich häufig als Marketingtrick: Viele dieser sogenannten
„Immunprodukte“ enthalten hohe Mengen an Zucker und bieten keinen
nachweisbaren gesundheitlichen Vorteil für das Immunsystem. foodwatch
warnt davor, dass derartige Werbeaussagen Konsument:innen in die Irre
führen.

Unsere Recherche zeigt: Aktuell sind rund 50 Lebensmittel im
Handel erhältlich, die aufgrund von Aufmachung und Verpackung den
Anschein erwecken, dass sie durch den Verzehr unser Immunsystem
stärken. Bei näherem Hinschauen zeigt sich: Viele dieser als gesund
beworbenen Produkte sind echte Täuschungsmanöver. So enthalten
mehrere der angepriesenen Getränke beispielsweise so viel Zucker,
dass bereits mit einem Glas die von der Weltgesundheitsorganisation (
WHO) empfohlene Tagesmenge von 25 Gramm überschritten wird. Statt die
Abwehrkräfte zu stärken, fördern diese Produkte damit Übergewicht,
Diabetes und Karies – und gefährden langfristig die Gesundheit.

„Gerade in der kalten Jahreszeit greifen viele Menschen zu Immun-
Produkten in der Hoffnung, sich etwas Gutes zu tun. Doch hinter den
meisten dieser Lebensmittel steckt nichts als ein Marketing-Trick –
und sehr viel Zucker“ , warnt Indra Kley-Schöneich von foodwatch
Österreich. „Dass ein Getränk mit 25 Gramm Zucker pro Glas als Immun-
Saft verkauft werden darf, ist absurd. Solche Produkte täuschen
gesundheitsbewusste Menschen und untergraben das Vertrauen in
Lebensmittelkennzeichnungen.“

Zwtl.: Irreführende Werbung in der Erkältungszeit

Wie können solche Produkte überhaupt als „immunstärkend“ beworben
werden? Hersteller dürfen laut EU-Verordnung nur mit wissenschaftlich
belegten, von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (
EFSA) zugelassenen Gesundheitsangaben werben. Doch durch kreative
Verpackung, kräftige Farben und Begriffe wie „Immunbooster“ oder „Gut
für dein Immunsystem“ wird dieser Eindruck gezielt suggeriert – oft
ohne rechtliche Grundlage.

Gerichte bestätigen: Pauschale Immunversprechen sind unzulässig

Mehrere Gerichtsurteile belegen bereits, dass solche
Werbeversprechen rechtswidrig sind.

Im Juli 2025 gab das Landgericht Karlsruhe einer Klage von
foodwatch Deutschland gegen dm recht: Der als „Immun Smoothie für
Kinder“ vermarktete Obst-Quetschie verstoße gegen die EU-Health-
Claims-Verordnung. Auch Eckes-Granini wurde mit dem Produkt „Hohes C
Immun Water“ wegen irreführender Werbung verurteilt.

Noch nicht entschieden ist die Klage von foodwatch gegen den
Safthersteller Voelkel: Der Bio-Saft „Immunkraft“ erweckt laut
foodwatch den Eindruck, er könne das Immunsystem besonders stärken –
ein klarer Verstoß gegen EU-Recht.

Zwtl.: foodwatch fordert einen Stopp der irreführenden Immun-Werbung

– Begriffe wie „Immunbooster”, „Immunkraft” oder „Immunfit” dürfen
laut Health Claims Verordnung nicht verwendet werden. Sie suggerieren
eine Wirkung des gesamten Produkts, die nicht belegt ist.

– Strengere Marktaufsicht und wirksame Sanktionen: Behörden müssen
Werbung systematisch kontrollieren und Verstöße konsequent bestrafen.

– Klare Nährwertkennzeichnung: Eine leicht verständliche
Kennzeichnung wie der Nutri-Score muss endlich auch in Österreich
eingeführt werden. So können Zuckerbomben direkt erkannt werden.

„Diese Tricks der Lebensmittelindustrie sind ein Angriff auf
unsere Gesundheit und unser Recht auf ehrliche Information. Die
Politik muss irreführende Immun-Werbung endlich stoppen – und
Konsument:innen durch klare Kennzeichnung schützen“ , fordert Kley-
Schöneich.

Weiterführende Informationen:

Instagram

Facebook

Über foodwatch Österreich:

foodwatch Österreich setzt sich mit kraftvollen Kampagnen für die
Rechte der Konsument:innen im Lebensmittelbereich ein. Wir kämpfen
für transparente Informationen, den umfassenden Schutz der
Konsument:innen vor den Interessen der Lebensmittelindustrie sowie
sichere und gesunde Nahrungsmittel für alle. Unabhängig von Staat und
Wirtschaft finanziert sich foodwatch ausschließlich durch Spenden und
verzichtet auf Kooperationen mit Unternehmen oder politischen
Institutionen. So bleibt die Organisation frei und glaubwürdig in
ihrer Arbeit. foodwatch engagiert sich auf nationaler und EU-Ebene
für nachhaltige Veränderungen und ist derzeit in Deutschland,
Frankreich, den Niederlanden und Österreich aktiv.