Wien (OTS) – Seit Jahren schon muss die 24 Stunden Betreuung viel
mehr leisten,
als vorgesehen, weil das Pflegesystem aus den Fugen gerät. Es wäre
endlich an der Zeit, mehr Menschen einen gerechten Zugang zur
Förderung zu gewähren.
„30.000 Familien in Österreich sind auf 24 Stunden Betreuung
angewiesen“, erklärt Malteser Care Geschäftsführer Helmut Lutz. „Ohne
diese Art der Betreuung müssten sehr viele dieser Menschen in
Pflegewohnheimen versorgt werden. Die Heime haben große Personalnot
und somit kaum frei verfügbare Plätze“, so der Geschäftsführer
weiter. „Was also bleibt ist entweder ein funktionierender und vor
allem gerechter Zugang zum System der 24 Stunden Betreuung, oder die
Versorgung durch pflegende Angehörige – sofern es Angehörige gibt. Da
es sich bei den pflegenden Angehörigen nach wie vor zumeist um Frauen
handelt, hindern die politisch Verantwortlichen so immer mehr Frauen,
voll im Erwerbsleben tätig zu sein und nehmen damit in Kauf, dass
Frauenarmut im Alter forciert wird“, erläutert Lutz.
Zwtl.: Zugangsschranke höher legen und Problem lösen
Die Lösung ist dabei denkbar einfach: „Vor zwei Jahren wurde
endlich – nach 15jähriger Wartezeit – die Förderung für die 24
Stunden Betreuung auf 800 EUR monatlich erhöht (dies bei einer
Leistung, die eine Familie mindestens 3.000 EUR im Monat kostet).
Damit wurde theoretisch die notwendige Unterstützung für die Familien
geschaffen, um die 24 Stunden Betreuung in Anspruch nehmen zu können.
Allerdings haben die politisch Verantwortlichen die Zugangsschranke
dort belassen, wo sie seit dem Jahr 2007 ist: bei 2.500 EUR.“ Soll
heißen: Wenn jemand monatlich mehr Geld zur Verfügung hat, ist es der
betreffenden Person nicht mehr möglich, die volle Förderung zu
beantragen. Da seit dem Jahr 2007 verständlicherweise die
Lebenserhaltungskosten und auch die Einkommen maßgeblich gestiegen
sind, sollte klar sein, dass die 2.500 EUR monatlich schon lange
keine relevante Größe mehr sind.
Zwtl.: Alle anderen Förderungen ohne Einkommensbarriere zugänglich
Wie überhaupt die Förderung der 24 Stunden Betreuung die EINZIGE
Leistung in der Pflege und Betreuung ist, bei der die persönliche
Einkommenssituation der betroffenen Menschen als Barriere definiert
ist. Alle anderen Förderungen sind OHNE Einkommensbarriere
zugänglich. Sehr befremdlich ist dieses Verhalten der Sozialpolitik –
und hier sind Bund und Länder gleichermaßen in die Pflicht zu nehmen
– insbesondere wenn es im Pflegevorsorgebericht des
Sozialministeriums heißt: „Die 24 Stunden Betreuung hat sich als
bedeutsames Instrumentarium im Rahmen der Pflege daheim etabliert.“
Das mutet wie eine Verhöhnung der Menschen an, die dringend auf die
Leistungen angewiesen sind und sich diese aber aufgrund der
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht leisten können und mit der
seit 17 Jahren unveränderten Barriere von einer Förderung bewusst
ferngehalten werden. Dass damit auch der Rückkehr der 24 Stunden
Betreuung in den Schwarzmarkt Tür und Tor geöffnet wird, wird
offenbar von der Politik ebenfalls billigend in Kauf genommen.
Zwtl.: Chancengerechtigkeit schaffen
„Bei Malteser Care geht es uns um Chancengleichheit, vor allem
aber um Chancengerechtigkeit“, führt Helmut Lutz aus. „Menschen
sollten nicht dafür bestraft werden, dass sie ihren Lebensabend im
eigenen Zuhause verbringen wollen. Unabhängig davon, dass die anderen
Formen der Pflege und Betreuung trotz erheblich höherer Kosten für
die Allgemeinheit in Österreich politisch stets erheblich bevorzugt
wurden, stellt sich die Frage: Was können die betroffenen Familien
dafür? Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun. Und das einzig
Richtige ist es, jetzt die Zugangsschranke zur Förderung für die 24
Stunden Betreuung auf zumindest 4.000 EUR monatlich anzuheben und die
Zugangsschranke und die monatlichen Förderungen automatisch mit dem
VPI zu valorisieren, damit sich wieder mehr Familien diese Art der
Betreuung leisten können. Der Bedarf ist definitiv vorhanden. Das
wissen wir vom Entlassungsmanagement der Spitäler, nicht vorhandenen
Pflegeheimplätzen, den Wartelisten der mobilen Dienste und nicht
zuletzt von den unzähligen Telefonanrufen, die uns in unserer
Zentrale und an unserer Pflegehotline erreichen. Wir fordern die
Politik auf: Handeln Sie jetzt!“
MALTESER Care GmbH
MALTESER Care ist gemeinnützig und darauf spezialisiert, die
bestmögliche Pflege und Betreuung zu Hause anzubieten, zu
organisieren und sicherzustellen. Der Fokus liegt auf einem den
individuellen Bedürfnissen angepassten Pflege- und Betreuungsmodell.
Weitere Schwerpunkte sind die Pflege und Betreuung von Kund:innen
auch mit komplexem Pflegebedarf bei chronischen Erkrankungen, Demenz,
psychiatrischen Erkrankungen und im palliativen Bereich. MALTESER
Care widmet sich in Wien auch der Betreuung von Familien, deren
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene chronisch krank sind.